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Bergsalz von Karin Kalisa

von Steffi Becker

Die alten Frauen des kleinen Dorfes im Allgäu haben vieles gemeinsam: Die Kinder sind längst aus dem Haus, die Ehemänner sind ihnen früher oder später abhanden gekommen und nach einem langen, arbeitsreichen Leben gilt es vor allem mit der Stille in den großen Häusern zurecht zu kommen und die Frage zu klären, wie man sich als Einzelperson bekocht und versorgt, wo man doch jahrelang große Mengen Essen für die Großfamilie auf den Tisch bringen musste. Als die Nachbarin bei der Franzi klingelt, um etwas Mehl zu leihen, wird sie an deren Esstisch eingeladen und eine Idee geboren: Kochen nicht mehr allein, sondern für alle, die Hunger haben und die sich mittags um 12 zum gemeinsamen Essen zusammenfinden wollen. Schnell wird der Kreis größer und man besinnt sich auf das „Rössle“, das ehemalige Gasthaus, in dem früher Familienfeiern stattfanden und nun stattdessen die Geflüchteten untergekommen sind. Die Küche dort ist riesig, man packt gemeinsam an und bürokratische Hürden werden überwunden. In Esme, der Frau, die von den Golanhöhen stammt, und die mit ihrer Familie aus Syrien geflohen ist, findet Franzi einen Menschen, mit dem sie viel gemeinsam hat, obwohl so unterschiedliche Kulturen sie trennen.

Mit diesem Buch ist Karin Kalisa nach „Sungs Laden“ wieder eine wunderbare Utopie gelungen, wie das Zusammenleben verschiedener Menschen sein könnte, wenn man nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten betont; wenn man sich einfach mutig vorstellt, wie schön es sein könnte, wenn alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt würden. Nüchterne Realisten werden diese Utopie anzweifeln, und doch muss man Karin Kalisa zugute halten, dass sie es einfach tut: Sich das friedliche Zusammenleben der Menschen vorstellen und aus dieser Vorstellung wunderschöne Geschichten erschaffen, die Leserinnen und Leser froh und zuversichtlich machen können.

 

Roman
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783426282083
Kategorie: Roman

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